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Makuladegeneration (AMD): Ursachen und Therapie

Wenn die Sehkraft im Alter etwas nachlässt, ist das ein natürlicher Vorgang und erst mal kein Grund zur Sorge. Es kann jedoch mit zunehmendem Alter auch zu Krankheiten kommen, die die Sehkraft massiv verschlechtern. Besonders häufig tritt die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) auf. Worum es sich bei dieser Erkrankung handelt und was du dagegen tun kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Artikel wurde von Prof. Dr. Hans-Jürgen Grein geprüft

Altersabhängige Makuladegeneration: Was ist das?

Bei der altersabhängigen Makuladegeneration, abgekürzt auch als AMD bezeichnet, handelt es sich um eine Erkrankung, von der meist beide Augen betroffen sind. Ausgelöst wird sie durch eine Kombination aus genetischen Prädispositionen, oxidativem Stress, Entzündungen und Lebensstilfaktoren. Besonders tückisch ist, dass die AMD genau die Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhautbetrifft. Zu Beginn verläuft die altersabhängige Makuladegeneration schleichend, oft ohne dass Beschwerden wahrgenommen werden. Erst im fortgeschrittenen Stadium werden die Sehstörungen deutlich spürbar. 

Regelmäßige Kontrollbesuche beim Augenarzt sind unerlässlich, um die altersabhängige Augenerkrankung frühzeitig diagnostizieren zu können und Folgeschäden zu vermeiden.

Ursachen der AMD

Die zentrale Netzhaut ist besonders stoffwechselaktiv und benötigt kontinuierlich eine Vielzahl von Substanzen, die zugeführt und abgebaut werden müssen. Dabei entstehen Abfallstoffe, die sich in den Netzhautzellen einlagern. Im weiteren Verlauf bilden sich sogenannte Drusen, die sich unter den lichtempfindlichen Zellen, den Zapfen und Stäbchen, ablagern und deren Versorgung beeinträchtigen. Dies führt schließlich zum Absterben der Zapfen und Stäbchen in der zentralen Netzhaut. Diese Prozesse werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst.

Die genetische Disposition spielt eine bedeutende Rolle und kann das Alter beeinflussen, in dem die Erkrankung beginnt. In den Netzhautzellen ist der oxidative Stress ein zentraler Faktor. Durch die Einwirkung von energiereichem blauem Licht in Kombination mit bestimmten Stoffwechselprodukten entstehen freie Radikale, die die Zellen schädigen. Zwar schützt sich die Netzhaut mit sogenannten Radikalfängern vor diesen Angriffen, doch deren Aktivität nimmt im Laufe des Lebens ab. Unser Lebensstil beeinflusst den ständigen Kampf gegen den oxidativen Stress erheblich. Rauchen beispielsweise erhöht die Anzahl freier Radikale, während eine gesunde Ernährung mit viel grünem Gemüse die Radikalfänger stärken kann. Bewegungsmangel und Übergewicht wirken sich ebenfalls negativ auf die Erkrankung aus.

Im Rahmen der gestörten Stoffwechselvorgänge entstehen zudem Entzündungsreaktionen in der Netzhaut, die zu einer langsamen Ausweitung des zerstörten Gewebes führen.

Arten der AMD

Es gibt verschiedene Arten der altersabhängigen Makuladegeneration. Während die trockene Makuladegeneration einen eher langsamen Verlauf nimmt und bisher schlecht behandelbar ist, geht die feuchte Makuladegeneration unbehandelt deutlich schneller mit Sehbehinderungen einher, ist allerdings gut behandelbar.

Trockene AMD

Die trockene AMD verläuft schleichend, sodass die Beschwerden oft erst allmählich bemerkt werden. 85 Prozent der Patienten sind von einer trockenen Makuladegeneration betroffen. Während des Krankheitsverlaufs sterben immer mehr Bereiche der zentralen Netzhaut ab, was zu Gesichtsfeldausfällen in der Mitte des Gesichtsfeldes führt. Über Jahre hinweg verschlechtert sich das Sehen. Spätestens wenn Zeitungsschrift nicht mehr erkennbar ist, können vergrößernde Sehhilfen, wie Lupen, den Alltag betroffener erleichtern. Auch wenn die Sehschärfe im fortgeschrittenen Stadium unter fünf Prozent liegen kann, führt die AMD nicht zur kompletten Erblindung. Der äußere Bereich des Gesichtsfeldes ist nicht betroffen und bleibt erhalten, so dass zumindest eine Orientierung in bekannter Umgebung möglich ist. Bisher gibt es für die trockene Makuladegeneration noch keine wirksame Behandlung. Es laufen jedoch aktuell Studien zu neuen Medikamenten.

Feuchte AMD

Eine trockene AMD kann jederzeit in eine feuchte Form übergehen. Unbehandelt schreitet sie deutlich schneller voran und führt im Verlauf der Erkrankung rasch zu starkem Sehverlust. Nur rund 10 bis 15 Prozent aller Patienten mit Makuladegeneration sind von der feuchten AMD betroffen. Dabei wachsen neue, aber poröse Blutgefäße aus der Aderhaut unter und in die Netzhaut, sodass es zu Blutungen und Schwellungen kommt. In diesen Bereichen vernarbt die Netzhaut, was zu unwiederbringlichen Sehverschlechterungen führt. Mittlerweile gibt es sehr wirksame Behandlungsmethoden, um die Sehleistung wieder zu stabilisieren und den Verlauf signifikant zu verlangsamen. Wichtig ist jedoch, sofort bei Beginn der feuchten Form einzugreifen.

Makuladegeneration: Symptome

Die altersabhängige Makuladegeneration führt im Laufe der Zeit dazu, dass die Sehfähigkeit nachlässt. Im Zentrum der Netzhaut befindet sich die sogenannte Macula lutea (gelber Fleck). In deren Mitte liegt die nur einen Quadratmillimeter große Netzhautgrube (Fovea centralis), mit der wir maximal scharf sehen können. Die AMD betrifft ausschließlich die Netzhautmitte, also die Makula mit der Netzhautgrube. Da wir stets mit der Netzhautgrube die Objekte fixieren, die wir genau sehen wollen, ist die Erkrankung im Alltag sehr belastend.

Verschwommenes Sehen bei gezieltem Blick

Eine Störung im Bereich des schärfsten Sehens, der Makula, führt dazu, dass vor allem Gegenstände und Personen, die gezielt anvisiert werden, nur noch verschwommen und evtl. verzerrt wahrgenommen werden können. So entstehen beispielsweise Probleme beim Lesen oder beim Erkennen und Deuten von Gesichtern. Bei einer fortgeschrittenen AMD können die Gegenstände oder Personen oft gar nicht mehr erkannt werden. Alltägliche Dinge wie Einkaufen oder Autofahren werden unmöglich. Genau da, wo man hinsehen möchte, ist nur ein dunkler Fleck zu sehen.

Gegenstände am Rande des Sehfelds schlecht sichtbar

Die Gegenstände am Rande des Sehfelds bleiben bei einer Makuladegeneration weiterhin sichtbar. Da in diesem Bereich die Sehschärfe unserer Augen jedoch sehr schlecht ist, tun sich betroffene schwer, damit Dinge zu erkennen. Lesen ist nur mit vergrößernden Sehhilfen oder elektronischen Hilfsmitteln möglich und muss wieder neu geübt werden.

Erhöhter Lichtbedarf und verstärkte Blendempfindlichkeit

Ältere Menschen haben aufgrund nachlassender Leistungsfähigkeit beim Sehen ohnehin einen erhöhten Lichtbedarf. Das gilt umso mehr unter den Bedingungen einer AMD. Betroffene brauchen daher für anspruchsvolle Sehaufgaben zusätzliche Beleuchtung.

Im Alter kommt es aber auch zu vermehrten Trübungen der sonst transparenten Augenmedien, wie z.B. der Augenlinse. Dies führt zu vermehrtem Streulicht auf der Netzhaut und erhöhter Blendempfindlichkeit. So ist zwar zum einen eine gute Beleuchtung wichtig, andererseits muss die Lichtquelle so abgeschirmt sein, dass sie nicht direkt blendet.

Verringertes Kontrastsehvermögen

Kontraste erscheinen weniger klar und Umrisse können nur schwer abgegrenzt werden. Auch Farben wirken blasser und verwaschen. Besonders bei schlechten Lichtverhältnissen kann das zu Unsicherheit und Sturzgefahr führen. Auch fällt die Anpassung an veränderte Lichtverhältnisse schwer, z.B. beim Wechsel vom strahlenden Sonnenschein in einen dunklen Raum.

Verzerrtes Sehen (Metamorphopsien)

Typisch bei beginnender feuchter AMD ist es, dass gerade Linien wellig oder verzerrt aussehen. Gut zu erkennen ist das an regelmäßigen Mustern wie Fugen zwischen Fliesen oder Linien auf kariertem Papier.

Diagnose der Makuladegeneration

Die Diagnose der Makuladegeneration ist nur im Rahmen einer augenärztlichen Untersuchung möglich. Dabei werden zunächst die Symptome und augenunabhängige Grunderkrankungen abgefragt, um ein möglichst klares Bild vom allgemeinen Gesundheitszustand zu erhalten.  

Im Rahmen verschiedener Sehtests wird die Sehleistung erfasst. Im Anschluss erfolgt eine gründliche Untersuchung der Augen, wobei von vorne nach hinten alle Bereiche untersucht werden. Dazu nutzt der Augenarzt eine Spaltlampe, eine Art  Mikroskop mit spezieller Beleuchtung.  

Zur gründlichen Inspektion des Augenhintergrundes kann die Pupille erweitert werden, was durch das Eingeben von Augentropfen gelingt.  

Moderne Untersuchungstechnik erleichtert die Diagnostik der AMD erheblich. Insbesondere die optische Kohärenztomografie (OCT) ist heute unverzichtbar. Mit dieser nur wenige Minuten dauernden Untersuchung können auf optischem Wege mithilfe einer Art Laserlicht ohne direkten Kontakt zum Auge Schnittbilder erzeugt werden, die in mikroskopischer Auflösung die Zellschichten der Netzhaut zeigen. Drusen, Flüssigkeitseinlagerungen oder Vernarbungen lassen sich gut erkennen. Damit ist eine genaue Einteilung in das Stadium und die Form der Erkrankung möglich. Auch für die Verlaufskontrolle und Therapieplanung ist die OCT-Untersuchung unentbehrlich. Zunehmend wird diese Untersuchung durch eine spezielle OCT-Angiographie ergänzt, zu der kein Farbstoff eingespritzt werden muss. Damit lassen sich neu gewachsene Gefäße darstellen. 

Steht eine mögliche feuchte AMD im Raum, so kann mithilfe einer sogenannten Fluoreszenz-Angiografie der Netzhaut der Zustand der Gefäße im Auge beurteilt werden. Dazu spritzt der Augenarzt eine unschädliche Farbstofflösung in die Armvene, die sich im Anschluss auch in den Gefäßen der Netzhaut verteilt. Mithilfe einer Kamera können so eventuelle Gefäßveränderungen am Auge sichtbar gemacht und eingeschätzt werden.

Für die frühzeitige Erkennung der altersabhängigen Makuladegeneration sind Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt unerlässlich.

Makuladegeneration: Therapie und Behandlung

Für die trockene Makuladegeneration gibt es bisher keine Behandlungsmöglichkeiten, was sich eventuell bald ändern könnte. Hier steht eine gesunde, ausgewogene Ernährung im Mittelpunkt, um die Augen zu schützen. Zusätzlich sollten Risikofaktoren minimiert werden – dazu gehört der Verzicht aufs Rauchen und ein Sonnenschutz mit UV-und Blaulichtfilter für die Augen.

Wichtig ist die tägliche Selbstkontrolle mit einem Amsler Netz. Ein kariertes Blatt mit einem Punkt in der Mitte sollte jeden Tag mit beiden Augen getrennt angeblickt werden. Erscheinen die Linien gewellt oder verzerrt, kann das ein Hinweis auf eine beginnende feuchte AMD sein. Es ist umgehend ein Termin beim Augenarzt erforderlich.

Anders sieht es dagegen bei der feuchten Makuladegeneration aus, deren Verlauf mit verschiedenen Therapiemöglichkeiten zumindest deutlich verlangsamt werden kann.

Medikamente 

Medikamente sind zur Behandlung der feuchten Makuladegeneration das Mittel der Wahl. Eingesetzt werden dafür sogenannte VEGF-Hemmer, die direkt ins Auge gespritzt werden, um hier die Neubildung von Blutgefäßen zu hemmen. Diese medikamentöse Behandlung kann die altersabhängige Makuladegeneration zwar nicht heilen, aber durchaus das Fortschreiten aufhalten oder den Verlauf verlangsamen. Durch die Behandlung werden Flüssigkeitseinlagerungen in der Netzhaut abgebaut und die Sehschärfe kann sich oft unter der Behandlung wieder verbessern.

Operation

Sofern andere Behandlungsmethoden keinen Erfolg zeigen, kann in seltenen Fällen auch eine Operation in Frage kommen, bei der unter der Netzhaut entstehende feine Gewebehäutchen chirurgisch entfernt werden.

Versorgung mit vergrößernden Sehhilfen

In allen Phasen der Erkrankung gibt es die Möglichkeit, durch optisch oder elektronisch vergrößernde Sehhilfen den Alltag der Betroffenen deutlich zu erleichtern. Das beginnt oft zunächst mit verstärkten Lesebrillen oder speziellen Leuchtlupen, die das Zeitunglesen wieder ermöglichen können. Im weiteren Verlauf stehen auch Fernrohrsysteme für die Orientierung im Freien zur Verfügung. Bildschirmlesegeräte helfen bei fortgeschrittener Erkrankung. Dank moderner elektronischer Möglichkeiten können heute auch Texte eingescannt und vorgelesen werden. Dabei leisten auch Smartphones gute Dienste. 

Selbsthilfegruppen

AMD kann den Alltag und das Sozialleben betroffener stark beeinträchtigen. Selbsthilfevereine schaffen Kontakte zu Gleichgesinnten und bieten Beratung auch zu sozialrechtlichen Fragen und Nachteilsausgleichen.

Ist die altersabhängige Makuladegeneration bald heilbar?

Insbesondere für die trockene Makuladegeneration gibt es bisher keine Behandlungsmöglichkeiten. In Zukunft soll sich das jedoch ändern: Weltweit laufen derzeit klinische Studien mit verschiedenen Medikamenten, die die Entzündungsreaktion in der Netzhaut bei AMD beeinflussen sollen – ein neuer Ansatz, der künftig das Augenlicht retten soll. Diese neue Behandlung der Makuladegeneration kann zwar bereits entstandene Schäden an der Netzhaut nicht reparieren. Wird die Krankheit aber in einem so frühen Stadium erkannt, dass das Zentrum der Makula noch intakt ist, so könnte zumindest ein Fortschreiten der Krankheit gebremst werden.

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